Senf ist nicht nur ein althergebrachtes und vielfältiges Gewürz- und Heilmittel. Er wird auch von vielen Mythen, Geschichten und Weisheiten begleitet, die fast alle von der modernen Wissenschaft entweder erklärt oder widerlegt werden konnten.
Wussten Sie eigentlich, dass ….
… es zu Silvester in Berlin Senf-Pfannkuchen gibt?
In Berlin ist es alte Tradition in der Silvesternacht einen mit Senf gefüllten „Pfannkuchen“ unter die anderen mit Konfitüre gefüllten zu mischen. Wer diesen erwischt und es dennoch schafft ihn ohne mit der Wimper zu zucken und unbemerkt von allen anderen aufzuessen, darf sich etwas wünschen. Wenn das nicht gelingt, erntet derjenige den Spott der anderen, der ihn auch im neuen Jahr begleiten wird.
… Senf in Rajasthan (Indien) für die Stromerzeugung genutzt wird?
Im Jahre 2007 wurde in der Ortschaft Tonk ein Biomassekraftwerk in Betrieb genommen, dass durch die Ernteabfälle des Senfanbaus betrieben wird.
In dieser sehr trockenen Landschaft gedeiht fast nur der robuste und winterharte braune Senf. Daher wird dieser flächendeckend angebaut. Nach der Ernte wurden die Pflanzenreste bislang auf den Feldern verbrannt. Nun können die Bauern diese Reste an die Betreiber des Kraftwerks verkaufen. Damit die Stromversorgung der Bevölkerung das ganz Jahr über gesichert ist, wird ein Teil dieser Erntereste gelagert, um die erntefreie Zeit überbrücken zu können.
… Senf in Wirklichkeit nicht dumm macht ?
Immer wieder hört man, dass Senf dumm macht. Ursächlich dafür ist schlicht und ergreifend eine Namensverwechselung. In Bittermandeln und Bambussprossen gibt es s.g. cyanogene Senföle, die eine giftige, Blausäure bildende Substanz bilden. Diese können – wenn man sie in großen Mengen zu sich nimmt – tatsächlich das Gehirn schädigen. Die ätherischen Öle des Senfs bilden s.g. Glucosinolate, die im Gegensatz zu den zuvor genannten Ölen positive Eigenschaft für den Körper haben.
… früher die Matrosen Senf im Gepäck hatten ?
Die alten Seefahrer aßen auf langen Schiffspassagen täglich Senf, um so Skorbut, Gelenkschmerzen und Erkältungen vorzubeugen.
… das Senfpflaster zur Heilung vieler Krankheiten gedient hat ?
Im 19. Jahrhundert behandelten die damaligen Ärzte sehr viele Krankheiten mit einem Senfpflaster.
… das Wort Senf nur eins von 5 ist ?
Es gibt in der deutschen Sprache nur fünf Wörter die mit den Buchstaben „nf“ enden. Die vier anderen lauten: Fünf, Hanf, Genf und Sernf (schweiz. Fluss).
… man Senf in vielen Sprachen sagen kann ?
มัสตาร์ด (Thai)
abba (Sri Lanka)
chieh (Mandarin / China)
gorchitsa (russisch)
kardal (arabisch)
kimcea (Hindi)
Mostaard (niederländisch)
Mostarda (Portugal)
Mostaza (spanisch)
Moutarde (französisch)
Mustard (englisch)
Senap (Schweden)
Senape (Italien)
Sennep (Norwegen)
Shiro-Karashi (Japan)
… süßer Senf aus München stammt ?
Im Jahr 1854 experimentierte Johann Conrad Develey in seiner Münchner Senfmanufaktur mit dem recht scharfem Dijon-Senf. Er fügte neben karamelliesiertem Zucker und Branntwein-Essig noch eine geheime Gewürzmischung hinzu und schon war der süße Senf geboren. Später erhielt Develey auf der Weltausstellung in Wien sogar eine Fortschrittsmedaille und im Jahre 1874 wurde er zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt.
… frisch abgefüllter Senf erst einmal ruhen muss ?
Frisch abgefüllter Senf ist für die meisten Menschen viel zu scharf. Erst nach einigen Wochen Ruhezeit kann er in die Verkaufsregale einsortiert werden.
… die Senfpflanze sich selbst schützt ?
Die in der Pflanze enthaltenen Glukosinate wirken wie ein natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel und schützen die Pflanze selbst gegen Fressfeinde, Bakterien, Viren und Pilzbefall.
… Senf zu Dekontaminierung eingesetzt wird ?
Eine bewährte Methode für die Entgiftung von bleiverseuchten Böden ist die Phytosanierung. Auf den betroffenen Böden wird brauner Senf angepflanzt. Die Erde wird dann mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) angereichert, die sich wiederum mit dem Blei verbindet. Diese Verbindung wird von der Senfpflanze aufgenommen. Die Pflanze stirbt dann recht schnell ab und ist natürlich auch nicht zum Verzehr geeignet.
… viele glauben Senf sei für Bienen gefährlich ?
Im Herbst wird nach der Maisernte gern auf diesen Feldern Senf angebaut. Da das für den Maisanbau verwendete Pflanzenschutzmittel ggf. noch immer im Boden enthalten ist, nimmt nun die Senfpflanze dieses Pestizid auf und gibt dieses an die Bienen weiter, die sich am Nektar der Senfblühten bedienen. Je nachdem welches Pflanzenschutzmittel verwendet wurde, kann das den Tod ganzer Bienenvölker bedeuten. Da Senf bereits seit mehr als 5.000 Jahren angebaut wird und Bienen sich seit je her an den Blühten bedient haben, ist die Ursache hier beim Menschen zu suchen.
… die Redewendung „seinen Senf dazu geben“ aus dem 17. Jahrhundert stammt ?
Im 17. Jahrhundert galt der Senf als besondere Köstlichkeit und fand sich in vielen Speisen wieder. Irgendwann gaben viele Gastwirte zu allen Speisen „ihren Senf dazu“, ob er nun zum Essen passte oder nicht. Daher verwendet man heute diese Redewendung, wenn sich jemand ungefragt in ein Gespräch einmischt oder Dinge sagt, die wenig taugen.